1100 Jahre Kirche Mönchaltorf

1100 JAHRE KIRCHE MÖNCHALTORF

Am 3. Mai im Jahre 902, einem Dienstag, hat ein junger Mönch des Klosters St. Gallen, der Gemeindehelfer Elolf, ein Dokument aufgesetzt. Es handelt sich um eine Verschreibung. Landfried, ein grosser alemannischer Landbesitzer, übertrug dem Kloster St. Gallen alle Gebäude, Äcker, Wiesen, Felder, Weiden, Gewässer und Wälder, gleich ob kultiviert oder unkultiviert, die er in der Ustermer March besass.
Warum er das gemacht hat ist aus dem Dokument nicht ersichtlich, aber solche guten Werke waren nach damaligem Glauben für das Seelenheil nach dem Tod sehr günstig für den Spender und seine Angehörigen. Allerdings waren oft auch wirtschaftliche Überlegungen ausschlaggebend. Als freier Mann und Landbesitzer war er dem König gegenüber zum persönlichen Kriegsdienst verpflichtet. Mit der Übergabe des Landes ans Kloster fiel diese Pflicht dahin.
Ausgenommen von dieser Verschreibung war nur der kleine Besitz in Riedikon. Diesen Besitz hatte er offenbar schon anderweitig vermacht und nutzte ihn nun als Lehen. Für dieses Lehen bezahlte Landfried jährlich einen Batzen Zins, und zwar an die Kirche, die in Altdorf hingestellt worden ist, wie es in der Chronik heisst. Dieser kleine Nebensatz ist die erste schriftliche Erwähnung unserer Kirche und bekanntlich existiert etwas erst dann, wenn es schriftlich festgehalten wird.
Die Verschreibung des Landfried, die übrigens außer ihm selbst noch von 18 Zeugen besiegelt und vom Mönch unterschrieben wurde ist hier im Dorf, wahrscheinlich im Hof des Klosters entstanden. Dieser Hof war gross und sehr bedeutend. Er war das regionale Zentrum aller Güter die dem St. Galler Kloster gehörten. Das Verwaltungsgeböude befand sich wahrscheinlich am alten Dorfplatz neben der Kirche, denn im Hause Brunnenweg 1 sind im Kellergeschoss Mauerreste aus der Zeit vorhanden
Wir wissen nun mit Sicherheit, dass 902 hier eine Kirche bestand. Aber wie lange stand sie schon? Wahrscheinlich war sie eben erst gebaut worden. Der ehemalige Sekundarlehrer Paul Hess hat in seiner Schrift über die Mönchaltorfer Kirchen die Beweisführung versucht, dass diese Kirche in den Jahren von ca. 900 bis 902 gebaut wurde. Aber war das wirklich die erste Kirche in Mönchaltorf?
Im Jahre 1958, war wieder einmal eine Gesamtrenovation der Kirche fällig. Das bot Paul Hess die Gelegenheit zu archäologischen Untersuchungen, die er zusammen mit Prof. Dr. Paul Kläui sehr gründlich durchführte.
Sowohl in Chor als auch im Kirchenschiff wurden Sondiergräben ausgehoben und man wurde bald fündig. Unter dem Chor in ca. 1 Meter Tiefe stießen die Arbeiter auf Teile von menschlichen Skeletten. Dieser Platz war bei der ersten Kirche noch nicht überbaut, sondern wurde als Friedhof benutzt. Sehr aufschlussreich erwiesen sich die Grabungen im Kirchenschiff, denn man fand die Fundamente der Kirche aus dem 10. Jahrhundert, deren Existenz laut den Dokumenten aus den Archiven des Klosters St. Gallen zwar bekannt war, über deren Standort jedoch Unsicherheit herrschte.
Diese erste Kirche war als Saalkirche ohne Turm im karolingischen Stil erbaut worden. Das Aussenmass betrug lediglich ca. 7.50 x 12.50 m. Nord- und südseitig berührten die Aussenmauern die heutigen Innenmauern. Die Westseite reichte bis ca. zur Mitte der Empore und der östliche Abschluss ist identisch mit der heutigen Chormauer. Wenn man bedenkt, dass ca. ein Drittel für den Altarraum reserviert war, bleibt wirklich nur ein kleiner Raum für die Gläubigen. Offenbar hat es aber gereicht für die ganze damalige Dorfbevölkerung.
Möglicherweise wurde die Kirche sogar durch den damaligen Abt von St. Gallen, Salomo, der gleichzeitig Bischof von Konstanz war, geweiht, denn im Jahr 902 ist sein Aufenthalt in Mönchaltorf schriftlich belegt. Ganz sicher ist jedenfalls, dass das Gotteshaus den St. Galler Heiligen Gallus und Otmar geweiht wurde und auch mit entsprechenden Reliquien ausgestattet war.
Die Archäologen fanden 1958 die Kirche aus dem 10. Jahrhundert und das war die erste an diesem Standort, aber ob das wirklich die erste Kirche in der Gemeinde war, darf bezweifelt werden.
Anfangs des 1. Jahrtausends lebten hier Kelten, die sich mit den herrschenden Römern vermischten und deren Sprache und Kultur übernahmen. Aus dieser Zeit existieren kaum Funde aus unserer Gemeinde, obwohl die Gegend sicher besiedelt war. Im 4. Jahrhundert fasste das Christentum Fuss auch in den römischen Siedlungen der Nordschweiz. Bischofsitze entstanden in Kaiseraugst, Vindonissa, Genf, Martigny und Chur.
Die Macht des römischen Reiches verfiel aus verschiedenen Gründen aber immer mehr. Rom war nicht mehr fähig, das ganze riesige Imperium zu verteidigen. Kurz nach dem Jahr 400 wurden alle Soldaten und Schutztruppen nördlich der Alpen nach Italien zurückgezogen. Auch die Reichen und die Elite verließen das unverteidigte und schutzlose Land. Eine immer kleiner werdende Bevölkerung drängte sich um die verlassenen Kastelle zusammen. Rom wankte, aber es war noch nicht am Ende. Es dauerte noch bis 476 ehe es durch die Ostgoten erobert wurde. Das Erbe des weströmischen Reiches fiel aber schliesslich am Ende der Völkerwanderung den Franken zu, während, Ostrom oder Konstantinopel noch weitere 1000 Jahre länger blühte.
Das Gebiet der Nordostschweiz wurde ab dem 6. Jahrhundert von Süddeutschland aus durch die Alemannen besiedelt. Wir haben uns diesen Prozeß kaum als kriegerisches Ereignis vorzustellen. Es war wohl eher so, dass in mehreren Migrationswellen leeres, brachliegendes Land in Besitz genommen wurde.
Die Einwanderer waren Bauern. Sie mieden die noch vorhandenen römischen Städte und gründeten Hofsiedlungen, die meist nach dem ersten Besitzer benannt wurden. Diese Dörfer haben Namen die auf –kon, -ingen, oder –wil enden. In Mönchaltorf oder Altorf wie es früher hiess, fanden sie aber offenbar bereits eine dörfliche Siedlung mit romanischem oder gar helvetischem Ursprung vor.
Diese ersten Siedler waren von sehr unterschiedlichem Stande. Einerseits gab es freie Bauern, daneben bestand aber auch eine Adelsschicht, die grosse Güter von Leibeigenen und Knechten bewirtschaften liessen. Gebaut wurde grundsätzlich ausschließlich aus Holz, darum sind archäologische Funde von Häusern aus der Zeit sehr selten. An einigen Stellen konnten jedoch Pfostenlöcher im Erdboden nachgewiesen werden. Die zuverlässigsten Zeugnisse aus dieser Zeit wurden in Gräbern mit teilweise reichen Beigaben gefunden.. Auch in Mönchaltorf sind solche Alemannengräber bekannt und zwar beim so genannten Hexenplatz oberhalb der Neumühle. Diese Gräber sind jedoch nie wissenschaftlich untersucht worden.
Die Alemannen der ersten Stunde bekannten sich noch zur Germanischen Religion, das heißt zum Glauben an Wotan und Walhalla, während die fränkischen Oberherren sich bereits zum Christentum bekehrt hatten. Diese neue Religion wurde auch den Alemannen allmählich durch Irische Wandermönche vermitteltet. Wir alle kennen die Geschichten von Columban, Gallus und ihren Gefährten. Aus kleinen Einsiedeleien von einzelnen Mönchen entwickelten sich Klöster, die durch Schenkungen und Vergabungen rasch wuchsen und die für die kulturelle und ökonomische Entwicklung des Landes bald ungeheuer wichtig wurden.
1991 haben wir 1250 Jahre Mönchaltorf gefeiert. Wir kennen die Schenkungsurkunden von 741 und 744. Durch Landbert und Beata, Häupter einer reichen alemannischen Sippe, kam 744 unser Dorf für mehrere Jahrhunderte ans Kloster St. Gallen.
In diesen Urkunden wird neben Land und 80 Leibeigenen auch bereits eine Cella, also eine Zelle – Mönchsunterkunft oder ein Bethaus erwähnt. Diese Cella war jedoch nicht am Standort der heutigen Kirche zu finden sondern befand sich wohl ausserhalb der Siedlung.
Bisher wurden keine Spuren davon gefunden aber wir dürfen annehmen, dass die Ortsbezeichnung Kilchli für das Gehöft an der Lindhofstrasse auf diese erste kirchliche Baute zurückgeht. Auch der ehemalige Bauernhof gleich nebenan trägt einen Namen aus dieser Zeit. Hänsler ist die Verkleinerungsform von Johannisliara, was soviel heisst wie der Acker des Johannes, denn Johannes der Täufer war höchstwahrscheinlich der Schutzpatron jener kleinen Kirche und der Acker des Johannes gehörte eben zu jenem Kirchlein.
Wir wissen, dass in der Mitte des 8. Jahrhunderts bereits eine kirchliche Versorgung des Dorfes bestand und dürfen sicher annehmen, dass das Kloster seine Untertanen in dieser Beziehung weiterhin gut versorgte und nicht wieder ins Heidentum zurückfallen ließ. Die Bezeichnung Kirchlein deutet übrigens darauf hin, dass diese Verkleinerungsform erst dann entstand, als die neue, grössere Kirche stand und die ältere klein vorkam daneben.
Kommen wir wieder zurück auf die Kirche an diesem Standort. Die um 900 gebaute Kirche hatte 200 Jahre Bestand. Um das Jahr 1100 war auf religiösem Gebiet sehr viel los. Der 1. Kreuzzug von 1096 bis 1099 zur Befreiung Jerusalems von den Heiden auf der einen, die Erneuerung des Glaubens, ausgehend von der Abtei Cluny auf der anderen Seite führte zu zahlreichen Kirchenbauten.
Vielleicht war das Dorf auch gewachsen und die alte karolingische Kirche zu klein geworden. Auf jeden Fall wurden die alten Mauern bis auf das Fundament abgetragen und ein Neubau im romanischen Baustil erstellt. Das Kirchenschiff wurde auf der Ostseite um den Chor erweitert und neu dazu kam der Glockenturm mit einem Käsbissendach. Das ist ein einfaches Satteldach mit nord – süd Neigung ohne Verzierungstürmchen. An der Südwand des Chors in der Ecke zum Turm befand sich noch ein Beinhaus.
Warum wissen wir heute, wie jene romanische Kirche ausgesehen hat? Es bestehen noch einige wenige Bauten aus jener Zeit, sodass man Rückschlüsse ziehen kann. Es wurden aber auch einige Bruchstücke von Bauteilen gefunden. Als bei den Renovationen im 20. Jahrhundert der ganze Putz entfernt wurde zeigte sich, dass die Mauern der jetzigen Kirche aus Gründen der Sparsamkeit und Geldnot aus den Bruchstücken der Vorgängerkirche hochgezogen wurden. Das wichtigste Stück das zum Vorschein kam war der Fuss einer Halbsäule, die im Chor gestanden haben muss. Sozusagen identische Säulen sind heute noch zu besichtigen in der Krypta des Grossmünsters in Zürich, wo gleichzeitig gebaut wurde. Die Art der Ausführung ist dermassen verblüffend ähnlich, dass man sich sogar vorstellen kann, dass die gleichen Steinmetze an beiden Bauten beteiligt waren.
Um 1253 verkaufte das Kloster St. Gallen seinen Hof und alle Güter in Mönchaltorf. Dadurch verlor das Dorf viel von seiner Bedeutung. Die Kirche verlor ihre Selbständigkeit und wurde eine Filialkirche von Egg. Nach verschiedenen Handwechseln, das Gebiet gehörte auch mal den Grafen von Kyburg und den Habsburgern, gelangte es schliesslich mit der ganzen Herrschaft Grünigen in den Besitz der Stadt Zürich.
In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts brach ein richtiges Kirchenbaufieber über das Gebiet der Herrschaft Zürich herein. Das religiöse Leben jener Zeit gleicht im Rückblick den Riten eines fremden Volkes. Es war die Zeit der grossen Pestzüge, wo manchmal ganze Siedlungen in kürzester Zeit fast ausgelöscht wurden und es war auch die Zeit der Hexenprozesse, die allerdings in unserer Gegend nicht die gleiche Intensität hatten wie in anderen Gebieten.
Die spätmittelalterlichen Frömmigkeitsformen müssen uns heute exotisch vorkommen. Es geht dabei nicht um den Unterschied der Konfessionen. Protestanten und Katholiken sind heute beide etwa gleich weit entfernt von den damaligen Gepflogenheiten. Die geistige Fixierung auf Teufelsglauben und Strafen im Jenseits war allgegenwärtig und die mögliche Erlösung durch den Ablass und gute Taten war eine allgemein anerkannte Tatsache. Überall. Auf Schritt und Tritt wurden Bildstöcke aufgestellt, neue Kapellen wurden errichtet und bestehende Kirchen um neue Altäre bereichert.
Etwa um 1470 begann eine Serien von Kirchenneubauten, die bis zur Reformation anhielt. Dabei ist besonders bemerkenswert, dass diese Neubauten nicht von einer Elite gewünscht wurden, sondern das einfache Volk wollte sie und war auch zu grössten finanziellen Opfern bereit. Neben den Kirchenbausteuern flossen auch reichlich freiwillige Spenden, Zur Finanzierung wurden Bettelbriefe an die zuständigen Klöster verschickt und natürlich auch an die gnädigen Herren der Stadt Zürich. Viele Arbeiten wurden auch im Frondienst von den Bauern geleistet. Daneben bemühten sich die Kirchenbaugemeinden auch regelmässig um einen Ablassbrief. Das heißt man konnte sich oder seine Angehörigen für einen bestimmten Betrag für eine gewisse Zeit vom Fegefeuer loskaufen und der Erlös dieses Ablasses floss in den Kirchenbaufonds.
In Mönchaltorf muss der Wunsch nach einem Neubau besonders gross gewesen sein. Wir wissen, dass Mönchaltorf eine Filialkirche von Egg war. Es wurde in dieser Kirche wohl jeden Sonntag gepredigt. An hohen Feiertagen wie Ostern Weihnachten usw. musste jedoch die ganze Bevölkerung nach Egg und das gleiche galt für die heiligen Sakramenten wie die Taufe.
Egg baute von 1493 bis 1495 eine neue Kirche, Die ist in der Zwischenzeit schon wieder ersetzt worden. Selbstverständlich mussten auch die Mönchaltorfer ihren Teil dazu beitragen und trotzdem wollten sie auch ihre eigene Kirche erneuern.
Wohl wegen der grossen finanziellen Last konnte der Neubau in Mönchaltorf nur in Etappen ausgeführt werden. Bereits 1487/88 wurde der Chor der romanischen Kirche abgerissen und auf den alten Fundamenten durch einen schlichten Neubau im spätgotischen Stil ersetzt. Der Turm wurde 1517 erneuert, ebenfalls auf dem romanischen Fundament und die Bauzeit für das vergrösserte Kirchenschiff datiert schliesslich 1519 bis 1522.
Der ganze Bau wurde zum grössten Teil aus Abbruchmaterial der Vorgängerkirche ausgeführt und trotzdem müssen die Baukosten für die einfache und nicht zahlreiche Bevölkerung eine sehr grosse Last bedeutet haben. Gespart wurde allenthalben, aber die Steinmetzarbeiten wurden in guter Qualität ausgeführt, obwohl zu Masswerk Fenstern, wie sie in der Zeit üblich waren, reichte es nicht.
Der schönste Schmuck der Kirche war und ist jedoch die vom Tischmacher Ulrich Schmid ausgeführte Holzdecke mit kunstvollen Flachschnitzereien. Diese Kirchendecke war nicht die erste, die Schmid ausführte. Schon in Lindau und Dürnten hatte er ähnliche Arbeiten erstellt. Die Lindauer Decke existiert nicht mehr am Ort, Teile davon können im Landesmuseum in Zürich bewundert werden. Die Arbeit in Dürnten ist jedoch ebenfalls noch original erhalten.
Die wunderbare Schnitzarbeit wurde jedoch nicht zu allen Zeiten gleich geschätzt. Im 19. Jahrhundert fielen einige dieser geschnitzten Decken der Spitzhacke zum Opfer. In Mönchaltorf jedoch entschloss man sich zu einer umfassenden Renovation denn die Holzdielen des Dachraums mussten ersetzt werden. Die Eidgenossenschaft zahlte einen ansehnlichen Beitrag und stellte die Kirche dafür unter Bundesschutz.
Während der Bauzeit der Kirche entwickelte sich die Reformation in Zürich. 1519 begann Huldrych Zwingli vom Grossmünster aus auf eine ganz neue Art zu predigen. Die neuen Gedanken führten in kurzer Zeit zu einem Umbruch der ganzen Lebensformen. Die Menschen begannen, sich selbst und ihre Umwelt mit anderen Augen wahrzunehmen. Im religiösen Bereich bedeutete die Reformation eine Abkehr von aller Prachtentfaltung und allen Äußerlichkeiten. Nur die Worte des Evangeliums sollten Platz haben in der Kirche. Die gleichen Menschen, die eben erst noch ihr sauer verdientes Geld für kunstvolle Altäre, prachtvolle Bilder und Heiligenstatuen sowie reiche Messgewänder gestiftet hatten, zerstörten nun diese Kunstschätze eigenhändig. Kirchenplunder nannte man das abschätzig.
In Mönchaltorf dürfte das jedoch kaum de Fall gewesen sein. Noch während der Bauzeit hatte der gedankliche Umschwung eingesetzt, sodass es gar nicht mehr zu Neuanschaffungen kam. Sowohl in Kirche und Chor blieben die Wände weiss während in allen anderen Kirchen die früher erstellt worden waren die zum Teil sehr schönen Bilderzyklen übertüncht wurden und in den letzten Jahren mit grossem Einsatz wieder freigelegt werden konnten.
Sogar der Kirchengesang wurde verboten. Obwohl Zwingli selbst ein hervorragender Musiker war, war er der Meinung, der Gesang lenke die Kirchenbesucher vom wesentlichen ab. Damit hat er sicher weit über das Ziel hinausgeschossen.
Mönchaltorf hatte jetzt wohl eine neue Kirche, aber eine selbständige Pfarrgemeinde war es noch lange nicht. Das Filialverhältnis mit Egg dauerte noch bis 1608. Die Jahreszahl auf dem Taufstein bezeugt, dass ab diesem Jahr auch hier getauft wurde. Ab 1609 versahen der Pfarrhelfer Stephan Knupp von Uster und seine Nachfolger die Seelsorgerstelle und predigten jeweils sonntags und dienstags. Für einen der Nachfolger von Pfarrer Knupp, Hans Heinrich Ochsner, nahm diese Arbeit in Mönchaltorf übrigens ein tragisches Ende. Im Februar 1632 hatte er in Mönchaltorf eine Ehe eingesegnet, am Hochzeitsessen teilgenommen und vielleicht auch ein Glas Wein zuviel getrunken. Auf dem Heimweg durch das Ried glitt er auf einem vereisten Steg aus, fiel in einen sumpfigen Graben und erfror.
100 Jahre wurden die Mönchaltorfer von den Ustermer Pfarrhelfer betreut, bis dann 1709 endlich ein eigenes Pfarrhaus gebaut wurde und mit Pfarrer Ulrich Werdmüller der erste eigene Pfarrer eingesetzt wurde.
Seit dem Neubau hat natürlich jede Generation ihre Renovationen und Umbauten an der Kirche vorgenommen. Der Turm musste um ein Stockwerk erhöht werden um die vier Glocken gegenüber zwei von früher aufzunehmen. Das Turmdach wurde geändert um Platz zu schaffen für vier Zifferblätter der Uhr. Die Emporkirche wurde durch einen Innentreppe erschlossen gegenüber dem Aussenaufgang wie er auf alten Bildern noch sichtbar ist. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde auch der letzte Überrest der romanischen Kirche entfernt. Bis 1889 stand nämlich noch die alte Chormauer mit Rundbogen. Sie war beim etappenweisen Neubau einmal als Bestandteil des Kirchenschiffes und dann als Bestandteil des Chors stehen geblieben. Der damalige Architekt der Renovation ersetzte sie leider durch einen Spitzbogen.
Der Grundcharakter einer spätgotischen schlichten Landkirche ist jedoch erhalten geblieben und sie steht seit dem letzten Umbau von 1998 heute schöner da als vielleicht je zuvor.